Seniorennachmitttag: FCE ist nicht nur sportlich, sondern auch sozial aktiv

Turnusgemäß war am Sonntag (4. November) der FC Eichel Ausrichter des Seniorennachmittags für die Stadtteile Eichel/Hofgarten. Zwar war die Resonanz auf die traditionelle Veranstaltung in den Gemeinschaftsräumen der Eichler Vereine mit rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geringer als gewohnt, doch es gibt auch nicht jedes Mal so große Konkurrenz wie den Wertheimer Bauernmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag (auch im „Wertheim Village“).

Diejenigen, die dennoch nach Eichel gekommen waren, wurden jedenfalls bestens unterhalten und durften sich erst einmal an den vom FCE-Veranstaltungsausschuss hübsch herbstlichen Dekorationen auch an den Tischen erfreuen. Für die musikalische Umrahmung sorgte Jenny Amarell, die am elektrischen Klavier zunächst „Spirituoso“ von Muzio Clementi (1752 bis 1832) bot. Später begleitete die 24-jährige, früher aktive Fußballerin das gemeinsame Singen von Liedern wie „Bunt sind schon die Wälder“, „Die Gedanken sind frei“, „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Wer dabei nicht ganz textsicher war, konnte auf die zuvor verteilten Liedtexte zurückgreifen.

FCE-Vorsitzender Roland Olpp hieß nach Jenny Amarells einleitendem Musikstück alle Seniorinnen und Senioren willkommen und begrüßte neben Jenny besonders Bürgermeister Wolfgang Stein und Uwe Scheurich, der im Laufe des Nachmittags anhand eines Diavortrags unter dem Titel „Naturimpressionen“ Besonderheiten aus der Region Tauberfranken präsentierte.

„Es sind zwar dieses Mal nicht so viele Seniorinnen und Senioren anwesend, aber wir machen uns so oder so einen angenehmen Nachmittag, trinken Kaffee und essen so viel Kuchen, wie wir können“, sagte Olpp. „Wir hoffen, dass wir mit der Kuchenauswahl Ihren Geschmack getroffen, aber auch mit dem Programm, das wir für Sie vorbereitet haben. Wenn das der Fall ist, dann berichten Sie es bitte denjenigen, die heute nicht da sind, damit sie wissen, was sie alles versäumt haben.“

Der FCE-Vorsitzende bestellte „herzliche Grüße von Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, der heute nicht anwesend sein kann. Dafür aber ist Bürgermeister Wolfgang Stein bei uns, und er ist ein gleichwertiger Ersatz. Zudem hat er einen von seiner Frau Gundi selbst gebackenen Kuchen mitgebracht. Da sein Chef den ,Ächler Kuchen‘ bereits gelobt hat und, wenn er da ist, stets mehrere Stückchen verzehrt, sind wir gespannt, welche Maßeinheit sein Stellvertreter an den Tag legen wird. Hauptsache aber wird sein, dass er den Geschmack und das Sortiment der Eichler Kuchen anschließend nicht nur kundtut, sondern lautstark preist.“

Olpp erwähnte weiter, dass zum Seniorennachmittag auch Alfred Wetterich, der Vorsitzende des Sängerbundes, und auch Pfarrer Michael Göbelbecker zum Seniorennachmittag eingeladen worden waren, allerdings entschuldigt fehlten. Göbelbecker betreut  zurzeit die Kirchengemeinde Eichel-Hofgarten, nachdem Pfarrerin Cornelia Wetterich nun ihre Stelle als Schuldekanin angetreten hat und die Pfarrstelle hier derzeit vakant ist. „Er muss nun natürlich noch ein Jahr warten, bis er den Eichler Kuchen auch mal probieren kann“, sagte Olpp schmunzelnd. „Doch auch wenn wir heute ohne kirchlichen Beistand sind, so sind wir doch fest im Glauben – und glauben fest daran, dass es ein schöner Nachmittag wird.“

Nachdem er den Programmablauf des Nachmittages erläutert hatte, bat Olpp Bürgermeister Wolfgang Stein um ein Grußwort. Der ließ sich auch nicht zweimal bitten: „Liebe Seniorinnen, liebe Senioren, heute haben wir große Konkurrenz mit dem Bauernmarkt in Wertheim und dem verkaufsoffenen Sonntag im FOC. Seien Sie aber froh, dass Sie bei diesem Wetter hier in der warmen Stube vor der gedeckten Kaffeetafel sitzen können. Ich freue mich, dass ich heute wieder hier bei Ihnen sein kann und möchte Ihnen zuerst die Grüße von Oberbürgermeister Stefan Mikulicz bestellen. Wir hatten ja gestern die Gelegenheit, seinen 60. Geburtstag im Rahmen eines Empfangs zu feiern. Heute ist er schon wieder anderweitig unterwegs.“

Der Bürgermeister erzählte anschließend „etwas, was ich ganz interessant finde, weil ich vieles davon selbst noch nicht wusste. Es ist die Geschichte von der ,Martinsgans‘, also zum Beispiel, woher der Brauch kommt. Manch einer weiß gar nicht, was St. Martin ist, und andere freuen sich jedes Jahr wieder auf diesen Tag – und auf die Martinsgans. Doch woher dieser Brauch stammt, weiß kaum einer.

Dass es den Gänsen an St. Martin an den Kragen geht, ist allseits bekannt. Am 11. November kommt traditionell eine frisch und kross gebratene Gans auf den Tisch, am liebsten serviert mit hausgemachten Klößen, Rotkohl und einer deftigen braunen Soße. Aber warum ist das eigentlich so, was steckt hinter dem kulinarischen St.-Martins-Brauch? Und stimmt es tatsächlich, dass Martinsgänse Glück bringen? Aus den Laternenwanderungen, den Martinsfeuern und der Legende von dem armen Bettler erschließt sich dieser Brauch keineswegs.

Tatsächlich hat der Brauch der Martinsgans seine Wurzeln nicht in dem großzügigen und barmherzigen Verhalten des Heiligen Martin, sondern im Kreislauf des Bauern- und Kirchenjahres. Am 11. November beginnt die 40-tägige vorweihnachtliche Fastenzeit und damit eine Phase, in der fettes Essen tabu ist. Überdies war der 11. November früher jener Termin, an dem die bäuerlichen Pachtzahlungen fällig wurden. Und die gab es nicht selten in Form einer Gans, weil eben Naturalien früher häufiger einmal Geld ersetzten.

Das bäuerliche Jahr gestaltete sich in diesen Zeiten ruhig, was auch aus den veränderten Lichtverhältnissen resultierte. Die Felder waren bestellt, viel Arbeit gab es nicht mehr zu tun, die Tage wurden immer kürzer und man hielt sich im Hause auf, spann Wolle, kochte ein und bereitete Wintervorräte zu. Weil es dazu keines großen Gesindes bedurfte, wurden zu St. Martin Mägde und Knechte entlassen und zum Abschied ebenfalls mit einer Gans beschenkt.

Dass die Bauern und Gutsherren ausgerechnet eine Gans zum Geschenk erwählten, mag mit der Heilkraft zusammenhängen, die den wachsamen Vögeln zugeschrieben wurde. Das Fett der Gans, hieß es, sei gut gegen Gichtleiden, ihr Blut senke Fieber, außerdem sagte man, wenn man eine Feder des linken Flügels einer Gans verbrenne, das dann mit Wein vermische und trinke, könne dies Krampfanfällen vorbeugen.

Ebenso kurios erscheint der Glaube, aus dem gemeinsamen Zerbrechen der Gänsebrustknochen die Zukunft lesen zu können. Wer nach dem Zerbrechen das größere Stück in den Händen hielt, durfte sich nach damaliger Auffassung auf die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches freuen. Wir machen das heute einfach ähnlich: Wer das größte Stück Kuchen kriegt, darf sich auch auf die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches freuen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Nachmittag, schöne Gespräche und Ihnen jetzt schon eine schöne besinnliche Vorweihnachtszeit und alles Gute“, so Stein abschließend.

Auch Roland Olpp hatte eine Geschichte parat, die er den Anwesenden vortrug. Es war die Kurzgeschichte vom „Korb und den wunderbaren Sachen“, in der es um ein Geheimnis ging und die einen tragischen Ausgang nahm. Allgemein ging es dabei darum, ob die Menschen in einer Zeit, in der jeder alles wissen will/muss und alle etwas über einen selbst wissen wollen/müssen, denn keine Geheimnisse mehr haben dürfen, auch wenn sie noch so klein sind – und ob Menschen weniger wert sind, weil sie eben nicht alles offenbaren, weil sie an etwas festhalten, das sie für sich ganz alleine behalten wollen.

Dann war es an der Zeit, Kaffee und die bereits gerühmten Kuchen zu kredenzen. Das übernahmen die fleißigen Helferinnen und Helfer des Nachmittags (Helga Cali, Hanna Grottenthaler, Renate Merkert, Christiane Busch, Kurt Merkert, Udo Diehm und Christoph Diehm).

Im Anschluss daran stellte Uwe Scheurich „tauberfränkische Besonderheiten“ unter der Überschrift „Naturimpressionen“ vor. Der Naturfreund zeigte anhand von Dias Wasservögel ebenso wie spezielle Schmetterlingsarten, die wie einige Orchideenarten durch das besondere Klima im Taubertal nicht nur in weitem Umkreis, sondern manchmal auch in ganz Deutschland einmalig sind.

Scheurich widmet sich bereits seit über 30 Jahren den Besonderheiten in der Natur und durchstreift sie vor allem in der Gegend zwischen Miltenberg, Wertheim und Karlstadt. Seine Fotosammlung ist so umfangreich, dass er bislang sieben solche Vorträge zusammengestellt hat.

Zur Erinnerung an den Seniorennachmittag erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein kleines Tütchen, in dem sich – salopp formuliert – „Apfel, Nuss und Mandelkern“ befanden.

Im nächsten Jahr wird turnusgemäß der Sängerbund Eichel die Ausrichtung der Traditionsveranstaltung übernehmen.