SC 46 Eichel

Der erste Sportclub, der im Stadtteil Eichel gegründet wurde, war der am 6. August 1946 im Gasthaus „Grüner Baum“ von 28 fußballbegeisterten Männern und sieben Jugendlichen ins Leben gerufene SC 46 Eichel. Die Initiative dazu war von Friedrich Götzelmann und Karl Leiß ausgegangen, die aber wegen ihrer Nazi-Vergangenheit  keine Führungsämter mehr bekleiden durften. Deshalb wurde der „unbelastete“ Adam Krank zum ersten Vorsitzenden bestimmt. Der Blick in die Protokolle der anfangs monatlich stattfindenden Mitgliederversammlungen lässt ahnen, welche Schwierigkeiten der junge Club hatte. „Vereinstechnische Fragen“ mussten in nahezu jeder Zusammenkunft erörtert werden, wurden allerdings stets „zufriedenstellend beantwortet“ beziehungsweise „geklärt“. Wilhelm Heid, der erste Spielertrainer in Eichel, nannte das viele Jahre später so: „Wir hatten fast täglich eine Krisensitzung.“

Der heutige Ehrenvorsitzende des FC Eichel, Roland Grottenthaler, erfuhr in ab 1984 geführten Gesprächen mit den damals aktiven SC’lern vieles über den Ideen- und Erfindungsreichtum der „Ächler“ Fußballer und hat diese Erinnerungen 1991 in dem Heftchen „Aus der Geschichte des Dorfes Eichel“ auch festgehalten. Stellvertretend genannt sei hier die Beschaffung von geeignetem Gebälk, von „Netzen“ und dem Gestänge für die Tore, die auf ordnungswidrige Handlungen schließen ließ. Es habe jedoch, versicherten die „alten Kämpen“ glaubwürdig, nie jemand irgendetwas dagegen gehabt.

Jugendarbeit, heute auch ein Markenzeichen des FC Eichel, war auch schon beim SC 46 ein wesentlicher Bestandteil des Vereinslebens. „Der Verein kennt ,Aktive‘, ,Jugend (14 – 18 Jahre)‘, ,Schüler‘ und ,unterstützende Mitglieder‘“, heißt es dazu im Protokoll über die Gründungsversammlung, die in ihren Statuten als Beiträge „RM 1,-“ (eine Reichsmark) für Aktive sowie 50 Pfennige (Jugend) und 20 Pfennige (Schüler) pro Monat festlegte.

Neben der Förderung der sportlichen Betätigung der männlichen Bevölkerung wollte der SC 46 Eichel schon bald auch Frauen „mit ins Boot“ holen. In der Monatsversammlung vom 4. Oktober 1946 war jedenfalls die Rede davon, dass „nun eine Damen-Handballmannschaft aufgestellt werden kann; Herr Lehrer Sachs und Herr Erich Gores werden als Übungsleiter bestellt.“ Zu hören und zu lesen war darüber anschließend jedoch nichts mehr. In der gleichen Zusammenkunft kam auch die Kirchweih zur Sprache, die „in diesem Jahr (...) vom Club aufgezogen werden soll, so, wie es die dörfliche Tradition verlangt: Zwei Tage mit allen Besonderheiten der früheren Feste“. Auch einer „würdigen Weihnachtsfeier galt die Zustimmung aller“. Vom Vergnügungsausschuss, der mit den Vorbereitungen dieser Feierlichkeiten betraut wurde, war jedoch verlangt worden, „einen Kostenvoranschlag aufzustellen, denn der Club hat mit den Geldern in der Kasse vorsichtig sparsam zu wirtschaften“.

Wer weiß, wie sich das nach wie vor gute Miteinander im Dorf zwischen den Sportlern und dem 1911 gegründeten Sängerbund Eichel entwickelt hätte, wäre im SC 46 tatsächlich „ein Sänger-Chor“ gebildet worden, wie es im Dezember-Protokoll zu lesen steht. Der Passus wurde jedoch schnell berichtigt, denn der in der Monatsversammlung geäußerte Vorschlag lautete lediglich, „innerhalb des Vereins einige Lieder einzuüben, damit bei einer Feier oder anderen Gelegenheiten auch einige Lieder gesungen werden können“.

In jedem Fall trugen die SC’ler in den entbehrungsreichen Jahren der Nachkriegszeit etwa mit der „Kärwe“, aber auch mit Tanzveranstaltungen (zu Fasching, Ostern und Pfingsten) wesentlich dazu bei, dass die Dorfbevölkerung die Sorgen und Mühen des Alltags auch einmal vergessen konnte. Dass die Zeiten aber weiter schwierig waren, lässt sich daran erkennen, dass der Verein alleine im Jahr 1949 insgesamt 24 Austritte zu verzeichnen hatte, „die größtenteils durch Wegzug begründet wurden.“

Rein sportlich betrachtet, rückten die Fußballer des SC 46 Eichel gleich in ihrer ersten Saison in den Blickpunkt. In der Kreisklasse II, Staffel 3, waren die „Ächler“ lange Zeit an der Spitze der Tabelle zu finden, doch im Saisonfinish musste sich der SC 46 schließlich mit Platz 2 hinter dem SV Mondfeld zufrieden geben. Es blieb allerdings die beste Platzierung, die der SC 46 Eichel nach weiteren Jahren in derselben Klasse in seiner Vereinsgeschichte (1946 bis 1951) erreicht hat.

Aus heutiger Sicht abenteuerliche Geschichten erzählten die SC’ler in den bereits erwähnten Gesprächen mit Roland Grottenthaler über frühere Auswärtsfahrten oder Platzverhältnisse. Da eine Winterpause damals unbekannt war, gab es in der ersten Spielzeit etwa Begegnungen am 29. Dezember 1946 gegen Urphar (3:1 gewonnen) und schon am 5. Januar 1947 eine Partie beim FC Dörlesberg (4:8 verloren). Dieses Spiel wurde jedoch aufgrund der Witterungsverhältnisse im Nachhinein für ungültig erklärt. Dass die SC-Fußballer sogar einmal auf Skiern nach Dörlesberg oder auf Fahrrädern nach Rauenberg aufgebrochen sind, spricht für den Enthusiasmus jener Zeit und die große Vorfreude auf das nächste Spiel. Von einem ebenen Rasenplatz, wie ihn heute fast jeder Verein hat, konnten die Fußballer damals nur träumen. In Dörlesberg stand eine Eiche auf dem Spielfeld, in Gamburg war es ein Hochspannungsmast, und in Mondfeld musste man bei einem Eckball erst ein Gartentürchen öffnen, um Anlauf nehmen zu können.

Die ersten „richtigen“ Trikots des SC 46 bestanden aus umgenähten und in der damals in Eichel ansässigen „Wäschefabrik Geyer“ rot eingefärbten Zuckersäcken (aus Leinen). Die Säcke stammten aus den USA und landeten in Wertheim zunächst im Kolonialwarenladen Zembsch, in dem einige „Ächler“ beschäftigt waren. Eines dieser Trikots wurde im Winter 2006 Bestandteil einer Ausstellung unter dem Titel „Not macht erfinderisch“ im  Grafschaftsmuseum. Die heutigen Vereinsfarben des FCE („Rot-Schwarz“) gehen also auch auf die „Gründerzeit“ des SC 46 zurück und wurden, wie Wilhelm Heid berichtete, deshalb gewählt, „weil der 1. FC Nürnberg damals einer der führenden Fußballclubs in Deutschland war“.

Bis zur Währungsreform (1948) war es auch üblich, dass Fußballvereine aus den zerbombten Großstädten sich zu „Fresstouren“ ins Hinterland aufmachten. So kam es etwa in Eichel zu Freundschaftsspielen mit dem VfB Mühlburg, aus dem wenig später nach einer Fusion mit „Phönix“ der Karlsruher SC entstanden ist. Die erste Partie des SC 46 gegen die Junioren aus der Fächerstadt endete am 20. September 1947 mit 3:2 für die Gäste, die am 28. März 1948 noch einmal hier waren und gegen die zweite Mannschaft des SC mit 9:1 Toren gewannen. Wichtiger als die Resultate war den Karlsruhern aber die Verköstigung, die aus Büchsenwurst, Kartoffelsalat und „Öbflwei“ bestand und im „Grünen Baum“ serviert wurde. Nach der Währungsreform gab es diese Fahrten dann nicht mehr, da die Notwendigkeit dafür nicht mehr gegeben war.

Ein Blick in die Stadtgeschichte ist notwendig, um das Ende des SC 46 Eichel erklären zu können. Die Verantwortlichen des Clubs, der am 10. Januar 1951 eine Mitgliederzahl von 52 aufzuweisen hatte, stimmten der zur Saison 1951/52 verwirklichten Fusion aus SG Wertheim, dem 1948 von Heimatvertriebenen auf dem Reinhardshof gegründeten SC 48 Wertheim und eben dem SC 46 Eichel zur Sportvereinigung (SV) Wertheim zu, in der sich „Heimatverbliebene und Heimatvertriebene auf sportlich-faire Weise (...) finden und gemeinsam Höchstleistungen vollbringen“ sollten. Das passte jedoch, wie sich herausstellen sollte, auch menschlich damals nicht zusammen. Schon ein Jahr später trennten sich die Wege wieder, und fortan gab es weiter die SV Wertheim in der Altstadt, den 1952 im entstehenden neuen Stadtteil Bestenheid („Bundessiedlung“) gegründeten SC Viktoria Wertheim und den am 30. November 1952 aus der Taufe gehobenen FC Adler Wertheim-Eichel, dem in diesem Festbuch ein eigener Artikel gewidmet ist. Der SC 46 Eichel war damit Geschichte – allerdings eine, die wir nicht vergessen sollten! uwb

 

Aus: 50 Jahre FC Wertheim-Eichel - Festbuch zum 50-jährigen Vereinsjubiläum, Würzburg 2014.

 

 

 

SC Eichel (1946 - 48)
Vielfältig waren die Probleme, die die "Gründerväter" des Eicheler Fußballs nach dem 2. Weltkrieg lösen mussten. Diese kleinen Geschichten aus den Jahren 1946 und 1947 sollen einen kleinen Einblick in das Leben der damaligen Fußballer ermöglichen.

Schon die "Beschaffung" der Tore erfolgte nicht wie heute per Bestellung bei einem Sportversand. Die "Beschaffungsmaßnahme" wurde vielmehr in drei Etappen durchgeführt und bedeutete harte körperliche (Nacht)Arbeit.

Latte und Pfosten
Die militärisch genutzten Telefonverbindungen auf dem Haidhof waren nach Kriegsende durch die Wehrmacht totgelegt worden. In geheimer Mission besorgte sich eine Abordnung von Spielern Steigeisen, stieg damit die Masten hinauf, schnitt die Telefondrähte durch und sägte anschließend die Telefonmasten ab. Mit Kuhfuhrwerken kamen diese nach Urphar zum Sägewerk, wo sie kantig zurechtgeschnitten wurden. Leider waren die Hölzer zu kurz, was aber kein Problem darstellte: die Holzstücke wurden überlappt und mit Eisenplatten verschraubt. Fertig war das "Gebälk".

Tornetze
Oberhalb der Mühlenstraße in Wertheim waren mit Maschendraht eingezäunte Kleingärten angelegt. Nach ein paar "Erkundungsgängen" fand man das geeignete Objekt heraus. Eines Abends war es dann soweit: Im Schatten der Dunkelheit ging es durch den Schloßbergtunnel zum "Tatort" und über den Haidhof zurück. In der Zeitung stand kurze Zeit später, dass Unbekannte einen Maschendraht mitnahmen, aber niemand wusste Genaueres.

Torgestänge
Zu dieser Zeit wurde die zerbombte Mainbrücke wieder erbaut. "Spione" fanden heraus, dass dabei genügend Eisenstangen in den Beton verarbeitet wurden, so dass ein "Fehlbestand" bestimmt nicht weiter auffallen würde.

Bei Nacht und Nebel schaffte man diese Eisen auf der bayerischen Seite am Kreuzemer Bahnhof vorbei an den Ort, wo bereits eine andere Besatzung mit einem Schelch wartete, um die "Eisenmänner" mit ihrer "Beute" auf die badische Seite überzusetzen.

Alles Weitere war ein Kinderspiel: In der Schmiede von Kuhn´s Emil (heute Wohnhaus Bockermann) wurden die Eisen gerichtet und in kürzester Zeit waren sie an die Tore anmontiert.

Die "Umwege" bei all diesen Aktionen lassen zwar auf ordnungswidrige Handlungen schließen, doch wie immer wieder betont wurde, hat niemand irgendetwas dagegen gehabt.

Die Trikots ... oder "wi mer hamm senn, waare mer halt e weni diger"
Die ersten "Trikots" waren olivfarbene, kurze Hosen mit Seitentaschen und dazu weiße Unterhemden. Vorher wurde kunterbunt gespielt, so dass der neutrale Beobachter nicht wusste, wer gegen wen spielte.

Die ersten "richtigen" Trikots kamen aus den USA. Damals arbeiteten einige Ächler Fussballer in der Lebensmittelgroßhandlung Zembsch. Zembsch selbst wohnte in Eichel und hatte hier seine Fahrzeuge (Pferde und Pritschenwagen), die vom Kachel´s Schorsch gefahren wurden. Zu dieser Zeit wurden viele Lebensmittel aus den USA nach Deutschland geliefert, u.a. auch Zucker in schönen weißen Leinensäcken (100 kg). Beim Umfüllen des Zuckers kam einem die Idee, diese leeren Säcke umzufunktionieren.

Also nahm sich jeder ein paar Säcke, schob sie unter seine Kleider und nahm sie mit nach Eichel. Die Firma Geyer färbte sie rot, Frau Mollner brachte sie durch ihre Nähkünste auf eine tragbare Form und Franz Mendels Mutter stickte die Vereinsabzeichen dazu.

Diese "Supertrikots" wurden als Winter- und Sommertrikots (=Ärmel hinten) getragen. Anscheinend war die Färbung aber nicht 100%-ig, da bei den Akteuren nach den ersten Spielen oft roter (Farb)Schweiß festzustellen war. Die Hosen hatten verschiedene Farben, ebenso die Wollstutzen, die von "Muttern" gestrickt waren. Einheitlich waren also nur die "Sacktrikots", aber auf die waren sie besonders stolz.

Die Schuhe ... oder "doo senn die Soule defoo gflouche"
In den Anfangsjahren besaßen nur wenige Spieler Fußballschuhe. Manche spielten mit Turnschuhen, auf deren Sohle entweder Lederstreifen oder übereinandergesetzte runde Lederstückchen genagelt wurden, andere spielten sogar barfuß. Die Lederstollen der Fußballschuhe waren ebenfalls auf die Schuhe genagelt (Nagelschuhe), an der Schuhspitze waren Stahlkappen "eingebaut".

Nach dem Spiel der Reserven wurden die Fußballschuhe den Spielern der 1. Mannschaft gegeben, die mitunter Mühe hatten, die verdreckten, durch Nässe geschrumpften Schuhe anzuziehen. Die meisten Spieler hatten mehrere Paar Socken dabei, da sie ja nicht wussten, welche Schuhgröße sie bekommen würden.

Bei dieser doppelten Beanspruchung war es nicht weiter verwunderlich, dass während des Spiels sich auch einmal die Sohle löste und davonflog (siehe Überschrift). Aber schöne Tore wurden trotzdem erzielt!

Die Bälle ... oder "doo hosd der bal de Fuus gebroche"
Lederfußbälle waren zu dieser Zeit eine Rarität. Man konnte glücklich sein, wenn zwei intakte Bälle vorhanden waren. Jeden Tag schaute man sich in der Tauschzentrale (heute: Irene-Sport) nach den Angeboten um, oder man hörte bei Zwischenhändlern, was der "Schwarzmarkt" zu bieten hatte. Für das reichlich vorhandene Geld (Reichsmark) konnte man sich nichts kaufen, die Geschäfte waren leer. Dagegen wurden Wurst, Fett, Butter oder andere "Fressalien" gerne für einen Ball genommen.

Die Bälle waren natürlich nie ganz rund, außerdem hatten sie die Eigenschaft, sich bei "Schlammschlachten" mit Wasser vollzusaugen. Besonders beim Kopfballspiel war es schmerzhaft, wenn man die verschnürte Stelle traf, mit der die Ballblase fixiert war. Nach jedem Spiel waren die Nähte aufgerissen, die Blase hing heraus.

Schwerstarbeit war daher jedes Mal für Ballwart Leonhard Grottenthaler angesagt: Am Sonntagmorgen flickte er mit Pechdraht vom Schuster etwa 2 bis 3 Stunden die Nähte mit einer Aale zu (samstag war meist "Training") und nach dem Spiel waren die 2 Bälle wieder verreckt. Welch ein Idealismus ... und das alle zwei Wochen!

Die Umkleidekabinen ... oder "de Küwl waar unne im Houf geschdanne"
Die Kabinen waren damals viel größer als die heutigen, richtige Säle. Die meisten Verein boten den Gästen den Saal der Wirtschaft zum Umkleiden an. Im Hof stand dann meistens ein Kübel mit kaltem Wasser, um sich und die Fußballschuhe zu waschen (Sommer und Winter). Die Spieler der Heimmannschaft zogen sich zu Hause um und kamen nach dem Spiel wieder zusammen.

In Eichel war der "Grüne Baum" mit Saal und Hof die Umkleidestätte, in Urphar das "Weiße Roß". Nichts für schwache Nerven war die Umkleidekabine in Uissigheim: Dort musste man sich im Schlachthaus umziehen, das zur Metzgerei gehörte, inmitten von Kalbs- und Rindsköpfen, die noch frisch an den Schlachthaken hingen.

In der Halbzeit blieben die Mannschaften auf dem Sportplatz zur Besprechung. Wenn es kalt und ungemütlich war, wurde gleich weitergespielt. Von einem Spieler wird überliefert, dass er bei Heimspielen in der Halbzeit schnell nach Hause lief, um sich mit dem berühmten Öbflwei zu "dopen".

Die Spielfelder ... oder "iich habn emool geküsd, den Mast"
Die heutigen Normalspielfelder (70 x 105 Meter) kannten unsere Fußballveteranen überhaupt nicht. Von einem ebenen Rasenplatz, wie ihn heutzutage fast jeder Fußballverein besitzt, konnten sie nur träumen. Abgesehen davon hätte es beim Mähen Schwierigkeiten gegeben, da nur Sensen vorhanden waren. Die Spielfelder waren kleiner als heute, die Grashalme konnte man in Eichel zählen.

Einige Sportplätze hatten noch zusätzliche Hindernisse aufzuweisen: In Dörlesberg stand an einer Ecke eine Eiche im Sportplatz, die manchmal als "Bande" benutzt wurde. In Gamburg und Kreuzwertheim stand ein Hochspannungsmast im Weg (siehe Überschrift), in Faulbach war es ein Kanaldeckel, der desöfteren störte. Vom Uissigheimer Sportplatz wird erzählt, dass der Rechtsaußen und der Linksaußen derselben Mannschaft nur mit "Radar" gespielt haben, weil sie sich nicht sehen konnten. In Mondfeld musste man beim Eckstoß durch ein Gartentürchen Anlauf nehmen.

Von Unbespielbarkeit eines Platzes konnte früher keine Rede sein. Auch nach Schneestürmen oder Dauerregen war jeder Platz bespielbar, hatte man sich doch die ganze Woche auf das Spiel gefreut.

Die Zuschauer ... oder "dii hamm mer Grach gemächt wii haüd dausnd"
Oft nahmen die Zuschauer unmittelbar am Spiel teil, vor allem dann, wenn es um die eigene Mannschaft schlecht stand. In Eichel gab es auch eine lautstarke, zum Teil auch fanatische Kulisse. Besonders zu erwähnen ist Hans Diehm, der außen immer "mitspielte" und dabei auch Torschüsse abgab, so dass die umstehenden Zuschauer besser einen Sicherheitsabstand einhielten. Ein weiterer begeisterter Fan war Lehrer Wilhelm Schönleber, der sich aber auf das Zuschauen beschränkte.

Der Dosche Fritz dagegen legte sich desöfteren mit auswärtigen Zuschauern an. Bekannt waren seine "Standarddrohungen": "Griichst glaich uff die Gosche" und "iich schmaiss di nai de Mää".

Frauen mussten auch Eintritt bezahlen und waren daher auch berechtigt, Schiedsrichter und Spieler z.B. mit Regenschirmen zu drohen. Allerdings kam es in einem Spiel in Mondfeld auch einmal umgekehrt: dort wurde Frau Heinzelmann aus Eichel ein Quätschischkuchen ins Gesicht geworfen.

In Höhefeld erwischte es Wilhelm Heid, der bei einem Einwurf vom Höhefelder Zuschauer Landeck eine Ohrfeige einstecken musste.

Die Schiedsrichter ... oder "noochm äschde Mool iser schdiffde gange"
Schwieriger als heute hatten es die Schiedsrichter. Besonders wenn es bei der Heimmannschaft nicht lief, griffen Zuschauer und Spieler mitunter zu "unfairen" Methoden.

Die bekanntesten Schiedsrichter zu jener Zeit waren Max Mosel (SC Eichel), Peter Mahal, Hans Schneider, Karl Schwanz, Max Schwingerl (alle SG Wertheim) und Karl Weber (Rauenberg). Letzterer bezog bei einem Spielabbruch in Mondfeld von Zuschauern und Spielern Prügel, weil er ihrer Meinung nach die Schuld an der Heimniederlage gegen Eichel hatte.

Aber auch "Vadder" Schwanz wird sich ungern an sein erstes Spiel in Eichel zurückerinnern: als der als fanatisch bekannte Zuschauer Hans Diehm ihm Prügel angedroht hatte, brach er 20 Minuten vor Schluss das Spiel ab und flüchtete über die Böschung an der Kirche in den "Grünen Baum", wo er von Platzkassier Helmut Pfisterer noch 3 Reichsmark Spesen erhielt.

Beim Schwinger Max hatten die Ächler immer ein gutes Gefühl (=Sieg), der Schneider hat die kleinen Leute nicht gemocht.

Die Auswärtsfahrten ... oder "amool semmer mid de Schii nooch Dörlesbärch"
Sehr abwechslungs- und erlebnisreich verliefen die Fahrten zu den Auswärtsspielen. Hauptverkehrsmittel war das Fahrrad, vor allem für die kürzeren Strecken nach Urphar, Höhefeld, Mondfeld, manchmal auch Rauenberg.

Vorsichtshalber traf man sich auch schon gleich nach dem Mittagessen am Dorfbrunnen zur Abfahrt, vor der Heimfahrt musste man sich erst von den Strapazen des Spieles ausruhen. Natürlich traten bei diesem Verkehrsmittel auch Pannen auf, wie z.B. der "Plattfuß", der Robert Spönlein auf der Fahrt nach Rauenberg in Mondfeld ereilte. Als echter Sportsfreund erwies sich sein Mitspieler Leonhard Grottenthaler, der ihn auf seinem Fahrrad bis nach Rauenberg mitnahm.

Bei einem Spiel in Dörlesberg waren einige Spieler auf Skiern unterwegs (Haidhof, Reicholzheim, Dörlesberg), dies war wohl einmalig in der Vereinsgeschichte. Zu einem Spiel in Hundheim benutzten die Mannschaften die tägliche Landtour des Milchautos, das die Milch aus den Dörfern in die Molkerei in der Mühlenstraße brachte. Fahrräder und Spieler wurden am Bahnhof auf die leeren Milchkannen zur Landtour aufgeladen, der Heimweg mit dem Fahrrad war weitaus bequemer.

Für die weiteren Strecken (Gerlachsheim, Uissigheim, Rauenberg) standen zwei Lastkraftwagen zur Verfügung, Einer gehörte Fritz Vogt (3 t opel), der andere Franz Sauter. Beide wohnten als Mannheimer Zugereiste im Hofgarten (Unterm Neuberg) und betrieben eine Klein-Spedition ("Tauschhandelsunternehmen").

Für Sonntagsfahrten musste damals eine besondere Genehmigung von der "Fahrbereitschaft" in Wertheim eingeholt werden. Vor der Fahrt mussten außerdem noch die Spieler am Sonntagmorgen das Holz in kleine Stücke spalten, um das Auto (mit Holzvergaser) fahrtüchtig zu machen. Anschließend wurden noch Bänke auf die Pritsche gestellt, die Dachplane darübergestülpt, bevor die Fahrt endlich beginnen konnte.

Erneut auf der Strecke nach Rauenberg gab es eine Panne mit dem "Sauter-Express": während der Steigung ging das Holzgas zu Ende und den Mannschaften blieb nichts anderes übrig, als den LKW den "rauhen Berg" hochzuschieben.

Freundschaftsspiele ... oder "wächem Kadoflselad ins Hinnerland gfaare"
Schon zu jener Zeit zog es die Großstadtvereine zu Freundschaftsspielen auf´s Land. Doch es waren weniger die satten Preisgelder wie heute, die diese Begegnungen "ermöglichten", vielmehr trieb die Not in den zerbombten Städten die Vereine zu sogenannten "Fresstouren" in den Odenwald. Hier wurden die Spieler verköstigt, sie konnten sich satt essen und trinken ("Öbflwei"): die lange Reise hatte sich gelohnt, das Ergebnis war meist zweitrangig.

Zum ersten Freundschaftsspiel gegen den VfB Mühlbürg (später mit Phönix Karlsruhe zum Karlsruher SC fusioniert) kam es am 20. September 1947. Für den SC Eichel liefen damals H. Schefzik, W. Krank, E. Götzelmann, R. Spönlein, E. Gores, L. Grottenthaler, E. Weidt, K. Wiessner, K. Weiss, W. Heid, E. Großmann auf. Das Spiel endete 2:3, beide Eicheler Tore erzielte Wilhelm Heid.

Am Abend saßen die Spieler bei Büchsenwurst, Kartoffelsalat und Öbflwei im "Grünen Baum", um sich zu stärken. Am nächsten Tag folgte ein Freundschaftsspiel bei der SG Wertheim, das wohl auch aufgrund der vorangegangenen "feuchten" Nacht verloren wurde.

Ein halbes Jahr später, am 28. März 1948 (Ostersonntag), gab es das letzte Aufeinandertreffen des SC Eichel mit dem VfB Mühlburg. Die 2. Mannschaft verlor mit 1:9 gegen die Karlsruher A-Jugend. Nach der Währungsreform (1948) gingen die Fahrten in den Odenwald zurück, die Notwendigkeit war nicht mehr gegeben.