Rundum gelungen – anders lässt sich das 32. „Ächler Dorffest“ nicht bezeichnen. An einem von „Kaiserwetter“ beherrschten Wochenende mit Temperaturen von um die 30 Grad Celsius gab es zwei richtig schöne Feier-Tage mit allem, was dazu gehört. Die Ehrung von Roland Olpp gleich zur Eröffnung am Samstag war dabei der erste Programm-Höhepunkt. Der Vorsitzende des Stadtteilbeirates Eichel-Hofgarten erhielt aus den Händen von Wertheims Oberbürgermeister Stefan Mikulicz die Stadtmedaille in Bronze in Würdigung der Verdienste und für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in den verschiedensten Bereichen zum Wohle des Stadtteils (siehe separaten Bericht).
Roland Olpp, einer der gleichberechtigten Vorsitzenden des FC Eichel, der in diesem Jahr turnusgemäß federführend war bei der Organisation des Dorffestes, übernahm die Begrüßung der Gäste in der Veitskirche: „Willkommen zum 32. Dorffest in Eichel, das unvergleichlich, weil einzigartig ist. Das Alleinstellungsmerkmal zeigt sich bei den Chören des Sängerbundes Eichel, den Oktavenspringern, -stürmern, -flöhen und -hüpfern, die das Fest in unserem Stadtteil seit Jahren musikalisch eröffnen. So etwas gibt es bei keinem anderen Dorffest im Umkreis, entsprechend stolz sind wir darauf. Man darf in diesem Zusammenhang auch schon von einer Tradition sprechen, denn der Chor Oktavenspringer formierte sich im Jahr 2000. Sieht man nun in die Gesichter der Oktavenflöhe und -hüpfer, darf man getrost sagen, dass die Chöre nicht nur in jedem Jahr frischer klingen, sondern auch immer jünger werden und somit zeitlos, anders ausgedrückt ,forever young‘ sind. Für das wunderbare Programm heute zeichnen die Chorleiterinnen Laura Skirde und Susi Skirde verantwortlich.“
Olpp hieß dann alle Ehrengäste willkommen, mit denen er zur Eröffnung gerechnet hatte, von denen aber einige aus unterschiedlichsten Gründen zumindest am Samstagnachmittag noch nicht in Eichel sein konnten.
„Liebe Festtagsgemeinde, es gehört sich, dass man gewisse Leute an dieser Stelle besonders begrüßt, und das sind heute die Vertreter der Vereine, die dieses Dorffest organisieren, sowie unsere Ehrengäste Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, Georg Schäfer und Stefanie Kuhn, die Vorsitzenden des Sängerbundes Eichel, Helmut Weis und Bettina Scholl, die Vorsitzenden des Angel-Sport-Clubs, Bernd Kober von der Rudergesellschaft Wertheim und Mitglied des Stadtteilbeirates, Manfred Preuß, Vorsitzender des Tennis- und Skiclubs Gelb-Blau Wertheim, die weiteren Mitglieder des Stadtteilbeirates, Martin Leynar vom Wohnstift Hofgarten und Stadtrat Mirco Göbel.“
An den Oberbürgermeister gewandt, sagte Olpp: „Herr Mikulicz, herzlich willkommen zu einem der schönsten Dorffeste in Ihrem Regierungsbezirk. Ich empfehle Ihnen, hier in Eichel in Klausur zu gehen, und zwar mit nur einem einzigen Tagesordnungspunkt. Schauen Sie sich die Gemeinschaftsräume der Eichler Vereine an, inspizieren Sie – mit eingezogenem Kopf – den Küchenbereich, ohne über die verschiedenen Stufen dort zu stolpern, und danach werden wir sicher eine tragfähige und finanzierbare Sanierung für diese Räume finden.“ Dafür gab es großen Beifall der zahlreich in der Veitskirche erschienenen Gäste.
Der FCE-Vorsitzende stellte schließlich noch das Programm des Wochenendes vor: „Was erwartet die Gäste? Viel Sonne, viele Getränke, schmackhaftes Essen und ab sofort gemütliches Beisammensein mit unbegrenzter Dauer, ein Bambini-Spiel auf dem Trainingsplatz und am Abend bekannt-fetzige Unterhaltungsmusik mit der ,Kultband‘ Disturbed Neighborhood.“
Oberbürgermeister Stefan Mikulicz setzte den Redereigen fort: „Ich komme jedes Jahr sehr gerne hierher, insbesondere zum Dorffest, weil es sehr gut ist. Und ich bin auch froh, dass ich hier nicht den Kopf einziehen muss, außer vielleicht, wie von Roland Olpp geschildert, in den Gemeinschaftsräumen. Nachdem wir nun hier zur Eröffnung die (Oktaven)-„Flöhe“ gehört haben, werden die „Flöhe“ für die Sanierung sicher auch irgendwann kommen. Dafür werden wir gemeinsam sorgen.“
Auch das Stadtoberhaupt hieß Vereinsvorsitzende, Stadtteilbeiräte, Organisationsteam, Mitbürgerinnen und Mitbürger willkommen.
„Das Dorffest findet nicht nur hier im Stadtteil Anerkennung, sondern auch darüber hinaus. Deshalb spreche ich ein großes Kompliment aus für das große bürgerschaftliche Engagement, das hier gezeigt wird. Ein solches Fest auf die Beine zu stellen, ist keine Kleinigkeit“, sprach Mikulicz und schritt dann zur Ehrung von Roland Olpp, der die Stadtmedaille in Bronze erhielt.
Die Verleihung fand in der Veitskirche statt, in der „Oktavenflöhe“ und „Oktavenspringer“ unter der Leitung von Laura Skirde und von Susi Skirde und am Piano begleitet von Jenny Amarell zusammen die „Vogelhochzeit“ intonierten. Die Kinderchöre hatten zuvor mit den Liedern „Pi-Pa-Po-Piraten“, „Du, komm‘ zu mir“ und der „Pommesbuden-Polonaise“ delikate Kostproben ihres Könnens geboten, der Erwachsenenchor toppte das Ganze mit den Beiträgen „So soll es bleiben“ und „Auf uns“.
Nach dieser verheißungsvollen Ouvertüre zog es viele in die Gemeinschaftsräume, in der Kaffee und Kuchen, vor allem aber – angesichts der Außentemperaturen – „kühle“ Aufenthaltsbereiche lockten. Heiß her ging es derweil am Trainingsplatz des FCE, auf dem die Bambini ein freundschaftliches Match mit den Dorfkickers Mainschleife absolvierten. Das Resultat des Spiels spielt an dieser Stelle keine Rolle, und wer es doch genau wissen möchte, kann sich gerne bei FCE-Torwart Ruben Merkert erkundigen. Er weiß es (ziemlich) genau. Zur Belohnung für die von den Zuschauern (in der Hauptsache Eltern und weitere Verwandte) viel beklatschte Vorstellung gab es für alle Kinder je einen Getränkegutschein.
Am Abend folgte der lang ersehnte Auftritt von Wertheims ältester Nachwuchsrockband der Welt“, die nach drei „unendlich langen“ Jahren mal wieder in „Ächl“ gastierte. „Disturbed Neighborhood“ zog auch gleich alle Register und rockte hinein in die Nacht, in der die Band schließlich auch noch ihrem Namen vollkommen gerecht wurde.
Zur Überraschung aller veredelte um Mitternacht der Auftritt der Gruppe „Caldera“, deren Mitglieder mit denen der Musikgruppe freundschaftlich verbunden sind, die akustischen Genüsse noch mit imponierender Optik. „Highway To Hell“ wirkt tatsächlich noch intensiver, wenn dazu „echte Pyrotechnik“ im Einsatz ist. „Feuer, Flamme und Rock’n’Roll“ sorgten jedenfalls dafür, dass manche sogar ihr „letztes Hemd“ (und glücklicherweise nicht noch mehr) hergeben wollten.
Den Gästen jedenfalls gefiel der Abend sehr gut, und auch die Dorffest-Organisatoren durften aufgrund der sehr guten Resonanz alles in allem zufrieden sein mit dem Verlauf des ersten Festtages.
Tag 2 begann wie gewohnt mit einem Gottesdienst am Dorfbrunnen und unter den beiden Dorflinden. Pfarrerin Dr. Verena Mätzke hielt den Gottesdienst, der von Jenny Amarell musikalisch begleitet wurde. „In Eichel wird schon seit gestern Mittag gefeiert, wir feiern heute weiter. Wir feiern gemeinsam einen Gottesdienst – lasst uns miteinander singen, loben, danken dem Herrn“, sagte sie. „Das Fest des Lebens findet immer wieder dort statt, wo Menschen mehr bekommen, als sie erhofft oder erwartet hatten.“ Davon erzähle auch eine Geschichte aus dem Markus-Evangelium (Alle werden satt (Markus 6,32-44), die von Anne (Cathrin) Merklein vorgelesen wurde.
In die Predigt der Pfarrerin eingebettet war das Anspiel „Die Steinsuppe“, bei dem Gabi Böttcher, Anne Merklein, Renate Merkert, Christoph Diehm und Kai Grottenthaler mitwirkten, während Pfarrerin Dr. Verena Mätzke als Erzählerin fungierte. Nachfolgend beides (zumindest einigermaßen) im Wortlaut:
Menschen versammeln sich, wir versammeln uns, zwei Tage lang. Einfach so, um zusammen zu sein. Um zu feiern, um zu singen, um Roland Olpp zu ehren, um ,Wertheims ältester Nachwuchsband‘ zuzuhören, um Bier zu trinken, um Fisch zu essen. Menschen versammeln sich. Manche haben sich in den vergangenen Tagen in Hamburg versammelt, um alles kurz und klein zu schlagen. Steine zu werfen, Autos anzuzünden, Läden zu plündern.
Menschen versammeln sich, immer wieder, zu ganz verschiedenen Anlässen. Eine Geschichte („Die Steinsuppe“) erzählt davon, wie sich einmal ein paar Nachbarn versammelt haben. Nachbarn wie wir.
Alles fing damit an, dass es an der Tür geklopft hat. Ein gut gekleideter Fremder klopfte an die Tür und fragte eine Frau, ob er etwas zu essen haben könne. Die Frau erwiderte, dass das nicht möglich sei, da sie gar nichts da habe. Der Fremde schlug daraufhin vor, den von ihm mitgebrachten „Suppenstein“ in einen großen Topf mit heißem Wasser zu legen. Damit könne er die köstlichste Suppe der Welt zubereiten. Die Frau war erstaunt, aber auch neugierig. Sie holte einen großen Topf, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf den Herd. Die Geschichte vom „Suppenstein“ flüsterte sie auf dem Weg einer Nachbarin zu. Die wiederum erzählte das Gehörte ebenfalls weiter, vor allem die Ankunft des seltsamen Fremden. Das blieb nicht ohne Wirkung.
Als das Wasser im Topf zu kochen begann, hatten sich schon ein paar Dutzend Nachbarinnen und Nachbarn „rein zufällig“ eingefunden. Der Fremde ließ sich dadurch nicht beirren. Er ließ seinen Stein ins Wasser fallen, kostete dann davon, verzog genüsslich das Gesicht und rief: „Ausgezeichnet, köstlich. Jetzt bräuchte ich eigentlich nur noch ein paar Kartoffeln.“ Die hatte eine der Nachbarinnen in der Küche und brachte sie rasch herbei. Wieder sagte der Fremde: „Ausgezeichnet. Wenn ich jetzt noch etwas Fleisch hätte, dann würde das Ganze noch schmackhafter werden!“ Da sagte einer der Nachbarn: „Ich habe Fleisch!“, und brachte es ebenfalls. „Hm, wie schmackhaft. Wenn wir jetzt noch Gemüse hätten, dann wäre unsere Suppe vollkommen!“ Da sagte ein anderer Nachbar: „Ich habe Gemüse, und Salat, so viel kann ich gar nicht alleine essen.“ Dann ging er und kam mit dem Gemüse wieder. „Jetzt, jetzt noch Pfeffer und Salz“, sprach der Fremde, und erhielt beides von der Frau, bei der er anfangs angeklopft hatte, dazu für alle einen Suppenlöffel und einen Teller.
Alle aßen mit Genuss, redeten miteinander und lachten. Eine fröhliche Stimmung breitete sich aus. Irgendwann verließ der Fremde, von den anderen unbemerkt, ganz leise das Haus. Zurück blieb nur sein Suppenstein, der immer wieder benutzt werden konnte, um die beste Suppe der Welt zu kochen.
Menschen versammeln sich, hier in Eichel, um anzupacken, um zu helfen, Biertische zu stellen, Zelte aufzubauen, zu bedienen, um Kaffee zu kochen und jetzt gerade auch, um Gottesdienst zu feiern.
In Hamburg haben sich in den vergangenen Tagen Menschen versammelt, um zu zerstören – Eigentum, öffentliche Plätze, aber auch die körperliche Unversehrtheit der Polizisten und Anwohner, die sich ihnen in den Weg gestellt haben.
Menschen versammeln sich. Um Visionen, um Träume und um Ziele. Jeder bringt etwas mit, jeder bringt sich ein – seine Gedanken, seine Kraft, seine Geschicklichkeit.
Aus einem Stein, aus einer Vision – wird ein wunderbares Essen, oder ein Wurfgeschoss.
Aus einem Dorfplatz wie hier in Eichel wird ein Festsaal. Aus einem Stadtteil wie in Hamburg wird ein Schlachtfeld.
Einmal hat Gott zu Mose in der Bibel gesagt: „Ich habe dir Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelebt, damit du das Leben wählst.“
Wir haben immer die Wahl, es ist immer alles da: Leben und Tod, Segen und Fluch.
Pfeffer und Salz, und bestimmt hat auch immer einer eine gute Idee oder ein aufmunterndes Wort. Wir haben die Wahl, die Wahl, wie wir Menschen sein wollen, wie wir zusammen sein wollen, wie wir leben wollen.
Ausklang der beiden Feier-Tage war der Mittagstisch, für den seit ein paar Jahren der Angel-Sport-Club zuständig ist – da blieb in Eichel und Hofgarten auch an diesem Sonntag wieder in vielen Haushalten die Küche kalt.