Mit Spannung verfolgten die Ächler am Dienstagabend die Partie der 2. Runde des DFB-Pokals zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München. Im Live-Spiel auf "sport1" zeigte der VfL, der seit September 2019 durch den aus dem FC Eichel hervorgegangene ehemalige Fußballprofi und jetzigem Fußball-Lehrer Thomas Reis trainiert wird, eine couragierte Leistung und verlor erst in der Schlussphase etwas unglücklich gegen den haushohen Favoriten.
Wir sind stolz auf unseren Thomas und drücken die Daumen, dass der VfL nun auch in der zweiten Liga wieder punkten wird.
Hier gibt es einen ausführlichen Spielbericht:
https://www.vfl-bochum.de/news/uebersicht/profis/riesenleistung-wird-nicht-belohnt/
Und hier den Vorbericht:
https://www.vfl-bochum.de/news/uebersicht/profis/wir-wollen-uns-nicht-verstecken/
Am 5. August erschien folgender Bericht in den "Fränkischen Nachrichten" über Thomas Reis, der mit seinem damaligen Team, der U19-Mannschaft des VfL Wolfsburg, in Wertheim weilte:
Der ehemalige Profi-Fußballer und mittlerweile als Trainer tätige Thomas Reis weilte mit der U 19-Mannschaft des VfL Wolfsburg in seiner alten Heimat.
Rauenberg/Eichel. Ein besonderes Schmankerl bot sich am Samstag den 300 Zuschauern auf dem Sportgelände des FC Rauenberg. Dort trafen die U19-Bundesligisten des VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim aufeinander. Am Spielfeldrand konnten die heimischen Fußballkenner bei den „Wölfen“ einen alten Bekannten beobachten: Thomas Reis, gebürtiger Wertheimer und aus dem FC Eichel hervorgegangener ehemaliger Bundesliga-Profi unter anderem bei Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum, ist seit 2016 Cheftrainer der U19 des VfL Wolfsburg.
Mit seinem Team befindet sich der 45-jährige Fußball-Lehrer aktuell in der heißen Vorbereitungsphase, denn bereits am kommenden Sonntag wird der VfL mit einem Heimspiel gegen den FC St. Pauli in die neue Runde der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost starten. Das Vorbereitungsspiel am Samstag bildete dabei den Abschluss eines viertägigen Trainingslagers, in dessen Rahmen der VfL bereits am Donnerstagabend den 1. FC Nürnberg mit 3:0 besiegt hatte.
Letzter Feinschliff
Dass es die Niedersachsen dabei nicht zufällig in die Heimat seines Coaches geführt hatte, liegt auf der Hand. Bereits im Vorjahr hatte sich der „Wölfe“-Nachwuchs in der Region den letzten Feinschliff erarbeitet. Eine gute Gelegenheit für Thomas Reis, quasi nebenbei, heimatliche Kontakte zu pflegen, insbesondere zu seinem im Hofgarten wohnenden Vater Rudi, aber auch zu früheren Jugend- und Fußballgefährten.
So stattete Reis auch dieses Mal ehemaligen Trainern und Förderern seines Heimatvereins einen Besuch ab,und schaute sich die letzte halbe Stunde des Vorbereitungsspiels zwischen dem FC Eichel bei der SV Viktoria Wertheim an. „Für das Altstadtfest kam unsere Reise dagegen leider eine Woche zu spät“, bedauerte Reis, der – wie auch am Samstag wieder deutlich wurde – immer noch gute Kontakte zu ehemaligen Weggefährten und Funktionären des Fußballkreises Tauberbischofsheim pflegt.
Über den Fußball in der Region ist Reis übrigens gut informiert. Die Entwicklung zu immer mehr Spielgemeinschaften, gerade im Jugendbereich, lässt Reis nachdenklich werden – und auch ein bisschen traurig: „Es ist erschreckend, dass sich so viele Mannschaften im höheren Bereich zusammenschließen müssen. Zu meiner Zeit hatten wir beim FCE noch zwei eigene C-Jugend-Mannschaften. Aber das ist der Lauf der Zeit: Höherer Aufwand für die Schule, eine höhere Mediennutzung – das hat viele Ursachen. Man sieht einfach nicht mehr viele Kids, die nach der Schule ihren Rucksack wegwerfen und kicken gehen. Ein Patentrezept gibt es nicht.“
Abseits aller Heimatgefühle – denn so bezeichnet Reis seinen Geburtsort Wertheim, während das Ruhrgebiet seine „Zweitheimat“ geworden sei – macht die Reise in den Süden natürlich auch aus Trainersicht Sinn: „Während im Westen deutlich mehr körperlich Fußball gespielt wird, können wir uns hier gegen die südlichen Mannschaften auch spielerisch mit den Besten messen.“
Den anderen Alltag zeigen
Nicht zuletzt habe die Reise aufs Land auch eine Bedeutung bei der Persönlichkeitsentwicklung der Spieler: „Die Jungs erfahren so zum Beispiel, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man immer auf einem Teppich trainiert.“ Die zahlreichen Jugendspieler unter den Zuschauern staunten am Samstag aber sicher nicht schlecht über die Rahmenbedingungen beim Bundesliga-Nachwuchs, wie beispielsweise in der Halbzeitpause zwei Spieler gesondert von einem Co-Trainer auf ihre Einwechslung vorbereitet wurden oder über die sich ans Spiel nahtlos anschließende Trainingseinheit der TSG. Abseits der Nachwuchsleistungszentren immer auch „den anderen Alltag“ zu zeigen, zählt Reis durchaus auch zu seinen Aufgaben.
Persönlichkeitsbildung wichtig
Insgesamt lobt Thomas Reis seinen Kader jedoch als „sehr pflegeleicht“. Es wird deutlich, dass sich der Bundesliga-Nachwuchs-Coach auch als Pädagoge sieht. Bei aller sportlichen Förderung gehe es doch auch darum, die Jungs in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Freiraum für jugendtypische Aktivitäten gab es daher auch beim VfL-Trainingslager: „Gestern Nachmittag hatten die Spieler frei. Einige waren im Wertheimer Village shoppen, andere haben entspannt oder nutzten ihre Medien“.
Am Samstag wurde es dann aber wieder ernst: Mit der TSG Hoffenheim, immerhin Vorjahresfünfter der Bundesliga Süd/Südwest, traf die Reis-Elf am Samstag auf einen erwartet spielstarken Gegner. Die TSG begann druckvoll und führte bereits nach 13 Minuten mit 2:0, zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschend. Am Ende verlor der VfL mit 1:5. „Das war heute eine kleine Lehrstunde für uns“, analysierte Reis, der insgesamt jedoch sowohl mit der Qualität seines Kaders als auch mit den Arbeitsbedingungen vor Ort sehr zufrieden ist: „Im Vergleich zu anderen Vereinen haben wir beim VfL sehr viele Möglichkeiten. Vier Tage zu einem Trainingslager hierher zu fahren, ist alles andere als selbstverständlich.“
Seine Hauptaufgabe sieht Thomas Reis aber natürlich darin, „die Jungs nach oben zu bringen“. Bisher habe in jedem Jahrgang einer seiner Spieler den Sprung ins Profigeschäft geschafft, zuletzt John Yeboah ins VfL-Profiteam. Zuvor war dies Gian-Luca Itter, der in diesem Sommer dann zum SC Freiburg wechselte, und Paul Jaeckel (Greuther Fürth) gelungen.
Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft
Großer Ehrgeiz und maximale Leistungsbereitschaft ist dafür auch beim Cheftrainer notwendige Voraussetzung – und zwar bei jedem Spiel. Denn auch wenn Thomas Reis am Samstag meist ruhig vom Spielfeldrand coachte, wies er seine Schützlinge auch mal energisch auf Fehler hin oder kommentierte engagiert Entscheidungen des jungen, regionalen Schiedsrichterteams.
Auch das Interview nach dem Spiel musste kurz unterbrochen worden, als Co-Trainer Sebastian Müller bereits eine halbe Stunde nach dem Spiel seinem Chef die ersten Ergebnisse seiner Video-Analyse mitteilte. Demnach habe bei einem Gegentor – wie von den VfL-Verantwortlichen bereits während der Partie vermutet – eine nicht geahndete Abseitsposition vorgelegen, was beim Chefcoach auch nach dem Spiel noch einmal den Blutdruck nach oben trieb.
U 19-Finale im Visier
Mit der VfL-U 19 geht Reis nun in seine vierte Saison. In den drei bisherigen Spielzeiten führte er die U19 zu zwei Staffelmeisterschaften der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost, daneben gibt es noch Süd/Südwest und West, deren vier Spitzenteams am Ende um die deutsche Meisterschaft spielen. Den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft verpasste der VfL im Halbfinale dann aber jeweils knapp: In diesem Sommer verloren die „Wölfe“ im Elfmeterschießen gegen den VfB Stuttgart, zwei Jahre zuvor hatte es zwei Niederlagen gegen Borussia Dortmund gegeben. Da erscheint es logisch, dass der ehrgeizige Reis mit seiner Mannschaft auch in diesem Jahr wieder ganz oben mitspielen möchte.
Über seine Zukunftspläne hält sich der Wertheimer jedoch sehr zurück. In Frühjahr war Reis von den Medien unter anderem als Cheftrainer bei Zweitligist Holstein Kiel ins Gespräch gebracht worden. Sein Vertrag beim VfL läuft allerdings noch bis 2022. Reis bestätigt zwar das Interesse und Gespräche mit anderen Vereinen, doch letztlich sei man nicht zusammengekommen: „Das hängt immer auch davon ab, wie sich die Philosophien von Verein und Trainer decken.“
Karriereplanung offen
Aus seinen Ambitionen macht Thomas Reis keinen Hehl: „Das Haifischbecken“ – sprich Bundesliga oder Zweite Bundesliga als Cheftrainer – wäre schon interessant.“. Auch das Ausland sei durchaus einmal denkbar. Aktuell jedoch sei das kein Thema: „Ich habe hier in Wolfsburg einen tollen Job, um den mich viele beneiden.“ Seinen bis 2022 laufenden Vertrag plane der Coach definitiv zu erfüllen. Ausschließen aber könne man in diesem Job auch nichts. kg