Das bfv-Jahr 2014: Meilensteine und ein Tiefschlag

Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußball-Verbandes (BFV)Das vergangene Jahr war ein ereignisreiches - in der Welt und im Badischen Fußballverband. bfv-Präsident Ronny Zimmermann blickt zurück.

Ein klarer Schwerpunkt im vergangenen Jahr war der Frauen- und Mädchenfußball im bfv. Alle Maßnahmen in diesem Bereich zielten darauf ab, Mädchen und Frauen nachhaltig für Fußball zu begeistern. Die AOK-Treffs sind sicher ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Aus den mittlerweile 25 Treffs in Vereinen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Mannschaften für den Mädchenspielbetrieb entstanden. Das bemerkenswerte hieran ist, dass alle Clubs von ihrem neuen Vereinsangebot begeistert sind. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Mädchenfußball einem Club gewichtige Impulse für die eigene Entwicklung verleihen kann. 2014 weiteten wir die Initiative auf den Bereich Schulen aus und eröffneten acht Mädchenfußball-AGs, die in Kooperation mit lokalen Fußballvereinen angeboten werden. Die äußerst positive Resonanz bei den Schülerinnen, den Vereinen und auch in der Öffentlichkeit zeigt uns, dass wir hier genau auf dem richtigen Weg sind.

Besonders gefreut hat mich, dass wir einen Partner für die Pokalwettbewerbe im Frauen- und Mädchenfußball dazu gewinnen konnten. Die zahlreichen Verträge zu bestehenden Partner konnten wir darüber hinaus im Jahr 2014 allesamt verlängern. Das ist aus unserer Sicht enorm wichtig, denn nur über solche Mittelzuflüsse können wir die Belastung unserer Vereine auf einem geringen Niveau halten und zudem unser Leistungsportfolio zugunsten unseres Sports weiter ausbauen. Ich glaube schon, dass man stolz darauf sein kann, dass die Gebühren nun seit 1998 unverändert geblieben sind.

Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit mit Schulen

Ein wichtiger Teil der künftigen Arbeit im Fußball wird nur zusammen mit Schulen gelingen. Wir müssen die Kinder und Jugendlichen dort abholen, wo sie sind und das ist in einem Land, das sich der Ganztagesschule verschrieben hat, eben die Schule. Deshalb sind Schulkooperationen so unendlich wichtig. Hier sind wir mit unseren Fußballkooperationen zwischenzeitlich führend in der badischen Sportlandschaft, da muss ich unserem Geschäftsführer Uwe Ziegenhagen ein großes Kompliment machen. Er hat die maßgeblichen Entwicklungen initiiert und vorangetrieben. Bei den Schulkooperationen kommen schwerpunktmäßig auch Jugendliche zum Einsatz, die den Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport absolvieren. Und auch hier haben wir in Baden 2014 Rekordzahlen geschrieben und der Zulauf ist erfreulicherweise ungebrochen. Sehr erfolgreich und in der Stoßrichtung ebenfalls ganz sicher richtig ist der DFB-Juniorcoach. Dabei bilden wir Schülerinnen und Schüler aus, die dann den Vereinen als Betreuer und Trainer zur Verfügung stehen und auch wieder bei Schulkooperationen zum Einsatz kommen. So schließt sich der Kreis.

Auch bei der Schiedsrichterei sind wir den Weg in die Schule gegangen. Die beiden Pilotausbildungen in der Schule verliefen unglaublich erfolgreich. Wir werden sehen, wo hier die weitere Reise hingeht. Aber grundsätzlich gehen wir das Thema Schiedsrichter in diesem Jahr an und werden eine eigene Strategie entwickeln. Bei diesem Prozess werden wir wie bei anderen Themen vor dem Verbandstag 2013 unsere Vereine mit ins Boot nehmen, um wirklich alle auch mitzunehmen. Ein besonderes Augenmerk wollen wir auf die Gewinnung von weiblichen Schiedsrichtern legen.

Neu im Bereich Schiedsrichter war 2014 auch der Schiedsrichteraustausch mit dem Elsass, mit dem wir einen kleinen Teil zur Völkerverständigung beitragen und dabei von unseren französischen Nachbarn auch ein wenig lernen können. Wenn wir die Ereignisse in Paris Anfang dieses Jahres betrachten, kommt einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit natürlich nochmal eine ganz andere Bedeutung zu. Ich freue mich, dass wir die Freundschaft mit den französischen Nachbarn über den Pamina-Fußballausschuss immer wieder aufs Neue vertiefen.

Engagement für soziale Themen

Allgemein haben wir im vergangenen Jahr die ein oder andere nichtsportliche Aktivität in den Vordergrund gerückt. Wie beim Verbandstag 2013 in Buchen angekündigt, haben wir 2014 die Einrichtung von zwei Kommissionen realisiert. Die beiden sehr stark und kompetent besetzten Kommissionen „Integration“ und „Prävention“ stellen uns noch besser auf, um diese Themen noch stärker anzugehen, als wir das in den vorangegangenen Jahren getan haben. Natürlich liegt viel Arbeit vor uns, aber ich bin mir sicher, dass die beiden von Vizepräsident Helmut Sickmüller geleiteten Kommissionen einen wichtigen Beitrag leisten werden. Konkret haben uns diese unsäglichen Hooligan-Demos ein klein wenig beunruhigt. Es ist schlimm, wenn der Sport für solche Zwecke missbraucht wird. Da war es einfach aus unserer Sicht zwingend erforderlich ein klares Statement abzugeben, dass der badische Fußball mit solchen rechten Rattenfängern überhaupt nichts zu tun haben will. Daher haben wir uns an verschiedenen Aktionen beteiligt und auch umfangreiches Informationsmaterial an die Clubs gesendet. Schön ist, dass sich sehr viele Vereine an unseren Aktionen beteiligt haben, wie zum Beispiel über 100 Vereine bei der Aktion „kein Platz für Rassismus und Gewalt“. Äußerst positiv ist es, dass gerade beim Thema Prävention jetzt mehr und mehr Vereine eigene Initiativen starten, wie beispielsweise der TSV Maulbronn mit einer beispielhaften Jugendbroschüre mit Verhaltensleitregeln. Genau das war auch unser Anliegen, denn letztlich kann diese Thematik nur jeder bei sich zu Hause im Verein aktiv und vor allem effektiv angehen.

Nachdem wir bereits 2013 mit Sven Wolf einen Ansprechpartner für Homosexualität aktivieren konnten, wurde nun mit Sarah Stephan eine weitere Mitarbeiterin gefunden, die uns mit Tat und Rat zur Seite steht. Ganz klar gilt für uns, dass Fußball allen Menschen offen stehen muss, völlig gleichgültig, wie diese ihr Privatleben gestalten. Religion, Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Orientierung und dergleichen mehr spielen im Fußball keine Rolle. Wie hat das mal jemand so schön formuliert: „Dem Ball ist es egal, wer ihn tritt!“.

Gerade wenn es einem selbst gut geht, muss man an Menschen denken, die eben nicht in der Sonne stehen. Daher haben wir vor schon vor drei Jahren unseren „bfv-Sozialfonds“ gegründet mit dem wir zumindest eine kleine Unterstützung bei Schicksalsschlägen können bieten und versuchen, das Leid ein wenig zu lindern.

Weltmeister 2014

Wir wurden nach der Weltmeisterschaft oft gefragt, ob nun im Amateurfußball ein Boom einsetzen würde. Realistisch betrachtet konnten wir das gar nicht erwarten – bei sinkenden Geburtszahlen und immer weniger Kindern. Dennoch denke ich, die WM hat einiges dazu beigetragen, dass die Stimmung insgesamt sehr positiv gegenüber dem deutschen Fußball ausfällt. Dass wir alle zum beliebtesten Land der Erde gewählt wurden liegt ganz sicher zu einem riesigen Teil an der Leistung der deutschen Mannschaft in Brasilien und insbesondere deren vorbildlichem Verhalten. Nachahmer sind hier absolut gewünscht, und wenn ich mich umschaue, dann ist die Zahl der deutschen Trikots auf den Straßen deutlich gestiegen. Und bei allem Respekt vor Messi und Ronaldo, ich freue mich mehr über ein Trikot von Götze und Müller.

Leider, leider gibt es bei aller Euphorie immer auch Tiefschläge. Wahrscheinlich wäre es eines der erfolgreichsten und schönsten Jahre im badischen Fußball gewesen, wenn wir nicht mit Peter Scherer und Siggi Müller zwei Freunde aus dem Verbandsvorstand verloren hätten. War es bei Peter Scherer leider absehbar, so traf uns der Verlust von Siggi Müller eiskalt und unvorbereitet. Es ist immer schlimm, wenn man einen Freund und wichtigen Partner verliert, aber dieser Verlust kann nicht mit wenigen Worten beschrieben werden. Der badische Fußball wird beide niemals vergessen und ich schon zweimal nicht.

Verein(t) in die Zukunft

Ich glaube nicht, dass es ein Jahr mit mehr Neuerungen und Maßnahmen für die Vereine gab, als 2014. Dafür sind wir mit unseren Mitarbeitern, ob Hauptamt oder Ehrenamt, an die Grenzen gegangen. Aber wir haben Vieles auf die Beine gestellt: unsere neue Homepage, das nagelneue Portal „fussball.de“, zahlreiche dezentrale Schulungen, wie die neuen Ehrenamtsschulungen, Vereinsdialoge, der „APPstoss-Award“… einfach insgesamt die vielen Maßnahmen aus unserer Zukunftsstrategie Amateurfußball, die ganz eng mit dem DFB-Masterplan verknüpft sind. Daher kann ich mich auch an dieser Stelle nur nochmals für dieses grandiose Engagement aller Mitstreiterinnen und Mitstreiter, ob im Ehren- oder im Hauptamt, bedanken. Und auch 2015 müssen und werden wir „immer weiter machen“, um es mit Olli Kahn zu formulieren. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft dulden keinen Aufschub. Es liegt an uns, den Boden zu bestellen, dass auch nachfolgende Generationen noch solche Fußballjahre genießen können, wie wir das Jahr 2014.