Toller VfL-Endspurt beschert Thomas Reis ein geruhsames Weihnachtsfest

Ein ziemlich turbulentes Jahr hat Thomas Reis nun bald hinter sich gebracht. Im Februar hatte der inzwischen 39-Jährige die „Beförderung“ zum zweiten Co-Trainer in der Lizenzspieler-Abteilung des VfL Bochum erhalten. Als Trainer fungierte damals noch Andreas Bergmann, erster „Co“ war Karsten Neitzel. Seit 28. Oktober steht nun Neitzel als Chefcoach in der Verantwortung, und ihm assistiert der aus dem FC Eichel hervorgegangene ehemalige Fußball-Profi.

Kurz vor Weihnachten erhielten die beiden nun von der Vereinsführung des VfL Bochum das Vertrauen  ausgesprochen. Bis zum Ende der Saison werden sie nun für die Zweitliga-Mannschaft verantwortlich sein.

Nach der Trennung von Cheftrainer Andreas Bergmann hatte Karsten Neitzel am 28. Oktober zusammen mit Co-Trainer Thomas Reis die Mannschaft übernommen. Anschließend zog das Team ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein und holte aus acht Ligaspielen elf Punkte. „Sie haben die Truppe in einer sehr schwierigen Situation übernommen. Trotz einiger Rückschläge haben sie unser Spiel schnell stabilisiert. Die Tendenz zeigt nach oben“, erläuterte Sportvorstand Jens Todt mit Blick auf die jüngsten Erfolge vor der Winterpause, angefangen vom 3:0-Sieg in Dresden zum Rückrundenauftakt, dem 4:0 im Heimspiel gegen Paderborn und dem 3:0 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen 1860 München.

Für Thomas Reis bedeutete die sportliche Entwicklung beim VfL Bochum im Jahr 2012 vor allem eines: sehr viel Arbeit. Maximal zehn komplett freie Tage hatte er in den vergangenen sechs Monaten. „Das war schon extrem. Manchmal habe ich schon überlegt, ob ich zu Hause einen Schrein aufstellen soll, damit meine Töchter immer wissen, wer ihr Vater ist“, konnte Reis im Gespräch mit dem „Ächler Echo“ kurz vor Weihnachten aber auch schon wieder schmunzeln über das sehr arbeitsintensive Jahr 2012, das im Februar so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Denn zu jener Zeit kam zu seinem Amt als Co-Trainer der „U 23“ des VfL und seiner Beschäftigung als Assistent der Nachwuchsleitung der Bochumer auch noch die „Beförderung“ zum zweiten Co-Trainer bei den Profis dazu.

„Wir haben im Frühjahr den Klassenerhalt in der zweiten Liga erst kurz vor Ende der Saison 2011/2012 sicher gehabt, das war also schon mal sehr aufreibend“, sagte Thomas. In der Sommerpause entschied sich dann, dass Reis als zweiter Co-Trainer bei den Profis bleiben wird. Neuer „Co“ von „U 23“-Trainer Iraklis Metaxas wurde Anel Maglajlija.

Metaxas selbst hatte sich dafür stark gemacht, dass Thomas Reis bei den Lizenzspielern bleibt, wohl wissend, dass dieser Schritt wichtig ist in der Trainerlaufbahn des gebürtigen Wertheimers. Der „Ächler“ hat damit nun auch alle Voraussetzungen erfüllt, um den Eignungstest für den Fußballlehrer-Lehrgang zu absolvieren. „Die Zusage dafür habe ich am 21. Dezember erhalten“, berichtete Thomas. Gut möglich also, dass er im Jahr 2013 zum nächsten Fußballlehrer-Lehrgang zugelassen wird, der im Juni beginnt. „Das ist eines meiner Ziele für das nächste Jahr“, so Thomas.

Lernen war für Thomas Reis allerdings auch im Sommer 2012 ein Thema. „Da ich als Schwerpunkt meiner Aufgabe als zweiter Co-Trainer die Gegner-Analyse übernehmen sollte, habe ich die Sommerpause dazu genutzt, mich auf diesem Gebiet einzuarbeiten“, berichtete Reis von seiner ganz persönlichen Fortbildungsmaßnahme vor Beginn der Saison 2012/2013. Unterstützt hat ihn dabei auch Iraklis Metaxas. Mit Beginn der neuen Spielzeit hieß es für Thomas also nicht nur, Trainingseinheiten mit vorzubereiten, sondern auch – an eigentlich freien Tagen – viel durch die Gegend zu fahren, um sich Spiele des nächsten Gegners anzusehen.

Nachdem der VfL mit einem 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden gut in die neue Spielzeit 2012/2013 in der zweiten Liga gestartet war, holte das Team von Trainer Andreas Bergmann in den folgenden zehn Spielen lediglich noch sechs Punkte und ging, ein besonders bitterer Moment für Spieler wie Trainerteam des VfL in der Hinrunde, mit 1:6 Toren beim FC Erzgebirge Aue regelrecht unter.

Es kam dann, was im Profigeschäft üblich ist: Der VfL trennte sich von Chefcoach Andreas Bergmann. Es sei klar gewesen, dass man nach der 1:6-Klatsche gegen Aue nicht einfach zur Tagesordnung hätte übergehen können, erläuterte Sportvorstand Jens Todt die Entscheidung. "Mit einer Nacht Abstand, einer eingehenden Analyse und einer intensiven Diskussion im Vorstand und mit dem Aufsichtsrat sind wir zu der Überzeugung gelangt, handeln zu müssen.“ Die Konsequenz: Die bisherigen Assistenten von Bergmann, Karsten Neitzel und Thomas Reis, betreuten fortan das Team. Zunächst hieß es noch, „bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist“.

Die beiden „Neuen“ auf der Kommandobrücke bestanden dabei gleich die Aufgabe, mit einem 3:1-Erfolg beim Viertligisten TSV Havelse in die nächste Runde des DFB-Pokalwettbewerbs einzuziehen. Es folgte eine kleine Serie mit drei ungeschlagenen Spielen (2:2 gegen Cottbus, 1:1 bei St. Pauli und 5:2 gegen Sandhausen), anschließend allerdings auch drei Niederlagen in Folge (1:3 in Köln, 1:3 gegen den FSV Frankfurt und 1:2 bei Union Berlin), ehe die Mannschaft des VfL mit den drei bereits erwähnten Siegen doch noch einmal die Kurve kriegte.

„Was die Mannschaft leisten kann, hat sie in diesen drei letzten Spielen des Jahres endlich gezeigt. Eigentlich hätte sie ,da unten‘ nichts zu suchen, wenn sie solche Leistungen konstant bringen würde“, ist Thomas überzeugt. „In unserer Situation geht es aber erst einmal darum, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen.“

„Wir, also ,Kalle‘ (Karsten Neitzel; Anm. der Redaktion) und ich, verstehen uns richtig gut. Wir haben viel miteinander gesprochen. Er ist zwar der Chef, aber ich denke, dass mein Wort auch etwas gilt, wenn wir an der taktischen Ausrichtung fürs nächste Spiel grübeln“, erzählte Thomas. „Zuletzt war das System, für das wir uns entschieden haben, für unsere Mannschaft recht hilfreich. Es gehört dabei auch immer etwas Glück dazu.“

Mit dem lange verletzten Christoph Dabrowski beispielsweise kam die lange vermisste Stabilität zurück, und „Dabro“ sorgte auch dafür, dass sich andere Spieler, die bis dahin hinter ihren eigentlich möglichen Leistungen geblieben waren, sich sprichwörtlich an ihm wieder hochgezogen haben. Glück für das Trainerduo Neitzel/Reis war auch, dass Stürmer Aydin wieder zur Verfügung steht. „Das war wohl auch etwas Pech für Andreas Bergmann, dass ihm wichtige Spieler fehlten. Die sind nun zurückgekehrt, das schürt den Konkurrenzkampf und steigert auch die Qualität im Training, denn nach dem Trainerwechsel musste und muss sich jeder neu beweisen und anbieten“, berichtete Reis.

Mit den beiden Siegen zum Rückrunden-Auftakt schaffte es der VfL Bochum zum einen, den Abstand auf den Relegationsplatz auf vier Punkte zu erhöhen und den Abstand nach oben gleichzeitig so zu verkürzen, dass viele Mannschaften noch erreichbar sind. „Das ist schon mal ein gutes Gefühl zum Jahresende“, meinte Thomas Reis. Zum anderen gewann das Team, spätestens mit dem 3:0-Erfolg im DFB-Pokal, zwischendurch verlorenen Kredit bei den eigenen Fans zurück. „Die VfL-Anhänger haben gemerkt, dass die Mannschaft ,lebt‘ und dass sie auch schönen Fußball spielen kann“, so Reis, dessen „zweite Beförderung“ im Jahr 2012 – nach der Berufung zum zweiten Co-Trainer bei den Profis war das dann der Posten des ersten Co-Trainers – ihn allerdings auch dazu gezwungen hat, seine Aufgabe als Assistent der Nachwuchsleitung beim VfL zu beenden. „Das geht jetzt nicht mehr“, sagte der 39-Jährige. „Die Arbeit im Lizenzspielerbereich fordert alle voll und ganz, und das Abschneiden der Profis hat nun mal auch immer Auswirkungen auf den Nachwuchsbereich beim VfL. Mein Hauptaugenmerk gilt nun der Arbeit mit dem Profiteam.“

Zunächst darf Thomas Reis nun aber noch einige freie Tage im Kreise seiner Familie verbringen, ehe es am 3. Januar 2013 beim VfL Bochum mit der Vorbereitung auf die restlichen Spiele der Rückrunde weiter geht. Zweitliga-Auftakt für den VfL ist am Freitag, 1. Februar, um 18 Uhr beim Aufsteiger VfR Aalen. „Jetzt zu Weihnachten dürfen wir uns alle ein bisschen freuen und vor allem auch mal durchatmen“, meinte Thomas Reis. „Für das Jahr 2013 haben wir natürlich auch noch einen kleinen Traum, denn wir haben ja die Qualifikation für das Viertelfinale im DFB-Pokalwettbewerb geschafft. Beim VfB Stuttgart sind wir zwar Außenseiter, aber wer weiß...?“

Dass das Jahr 2012 auch an die Substanz gegangen ist, verrät Thomas dann im Gespräch mit dem „Ächler Echo“ ganz nebenbei. Elfeinhalb Kilo habe er abgenommen in den vergangenen Monaten. Da darf seine Frau Sabine also beim weihnachtlichen Festessen also gerne auch etwas mehr auftischen, zumal Thomas am Samstag, 29. Dezember, schon wieder auf dem Platz aktiv sein wird. An diesem Tag steigt in der Dortmunder Westfalenhalle zum zweiten Mal der „OnlineprintersCup“ mit den Traditionsmannschaften von Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Rot-Weiß Essen, MSV Duisburg, Tottenham Hotspur und eben dem VfL Bochum. Das Hallenturnier wird vom Fernsehsender „Sport1“ ab 13 Uhr übertragen.

Wir vom FC Eichel wünschen Thomas und seiner Familie in jedem Fall ein geruhsames Weihnachtsfest und ihm und dem VfL alles Gute für das neue Jahr.